Person in Yogaposition auf einem Felsen in der Natur
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YOGISAN

Pranayama im Hatha: sicher beginnen

Was ist Pranayama – und warum sanft?

Pranayama ist das bewusste Lenken des Atems (Prana = Lebensenergie). Ziel ist kein „Höchstleistungsschnaufen“, sondern ein ruhiger, gleichmäßiger Atem, der Nervensystem und Fokus stabilisiert. Du übst immer angenehm – ohne Pressen, ohne Atemnot.

Safety First

  • Übe aufrecht & bequem (Kreuzbein erhöht): Wirbelsäule lang, Kiefer locker, Schultern weich.
  • Alles durch die Nase; bei Schwindel, Hitzewallung oder Unwohlsein: sofort pausieren.
  • Kein Atemanhalten bei Schwangerschaft, akutem Blutdruckproblem oder ärztlichen Kontraindikationen.

Hinweis: keine medizinische Beratung. Bei Beschwerden bitte ärztlich abklären.

Setup: Sitz & kleine Helfer

Bequemer Sitz ist die halbe Miete. Erhöhe dein Becken um 6–12 cm, damit die Knie tiefer sind als die Hüften. Nacken lang, Blick weich.

Hilfreich: Meditationskissen für den Sitz, optional Yoga-Bolster im Rücken oder unter den Knien für kurze Entspannung. (Wenige Tools, große Wirkung.)

Der 60-Sekunden-Atemanker

1 Minute ankommen: Zähle leise 4 ein6 aus (beides nasal). 5–8 Atemzüge. Bauch und Rippen bewegen sich elastisch, Schultern bleiben ruhig.

Die drei Einsteiger-Techniken

1) Dirgha – die dreiteilige Atmung

  1. Eine Hand auf Bauch, eine auf seitliche Rippen. Sanft durch die Nase ein.
  2. Bauch hebt sich → Rippen weiten → Brustbein schwebt minimal.
  3. Ausatmen in umgekehrter Reihenfolge, entspannt.

Dauer: 2–3 Minuten. Ziel: gleichmäßige, leise Welle.

2) Sama Vritti – „Box Breathing“ (ohne Kumbhaka für Einsteiger)

Atme 4 Zählzeiten ein – 4 aus. Wenn es leicht ist: 5-5 oder 6-6. Keine Atempausen nötig.

  • Sanfte Variante für Ruhe: 4 ein – 6 aus (verlängerte Ausatmung).

3) Nadi Shodhana – Wechselatmung (ohne Anhaltephase)

  1. Rechte Hand in Vishnu-Mudra (Zeige- & Mittelfinger sanft zur Handfläche).
  2. Schließe rechts mit dem Daumen, links ein.
  3. Links schließen, rechts ausrechts ein.
  4. Rechts schließen, links aus – das ist 1 Runde.

5–8 Runden, Tempo ruhig. Beginne ohne Atempausen; Qualität vor Länge.

Bonus: Bhramari – summende Ausatmung

Lippen geschlossen, Kiefer locker, Zunge entspannt. Atme ein, summe auf „mmm“ sanft aus. Vibration = Sofort-Beruhiger.

Deine Mini-Programme

5 Minuten

  • 1′ Atemanker 4|6
  • 2′ Dirgha
  • 2′ Nadi Shodhana (ohne Pausen)

10 Minuten

  • 2′ Dirgha
  • 5′ Nadi Shodhana
  • 3′ Sama Vritti 5|5 (oder 4|6 zum Runterfahren)

15 Minuten

  • 3′ Dirgha
  • 7′ Nadi Shodhana
  • 3′ Bhramari
  • 2′ stille Nachspür-Atmung

Typische Fehler & schnelle Korrekturen

  • Schultern heben sich: Hände an Rippen; seitliche Weitung suchen.
  • Zu viel Druck: Lautstärke minimieren, Zählrhythmus verkürzen.
  • Mundatmung: Lippen sanft geschlossen, Zunge breit im Gaumen.

Pranayama in der Hatha-Stunde

  1. Beginn: 1–3′ Atemanker zum Zentrieren.
  2. Im Flow: ruhige Nasenatmung; Ausatmung führt die Bewegung.
  3. Ende: 3–5′ beruhigende Technik (z. B. Nadi Shodhana), dann Savasana.

Mehr Praxis: Hatha Asanas für Einsteiger · Hatha-Sequenzen

FAQ

Wann üben? Idealerweise morgens nüchtern oder 2–3 Stunden nach dem Essen. Kurzform geht immer.

Wie oft? 5–10 Minuten täglich bringen mehr als 1× pro Woche 30 Minuten.

Nase frei bekommen? Sanft schnäuzen; bei Bedarf lauwarme Nasenspülung. Bei Infekten pausieren.

Im Liegen üben? Ja für Atemwahrnehmung; für Wechselatmung ist der Sitz stabiler.

Schwindel? Sofort normal atmen, aufrecht bleiben, Übung verkürzen und Rhythmus reduzieren.


Dezente Hilfen (optional): ergonomischer Sitz mit Meditationskissen, warm & weich in Savasana mit Schurwoll-Yogamatte.