Stell dir vor, du kommst nach einem langen, ereignisreichen Tag nach Hause. Dein Kopf ist voll, dein
Körper müde. Das
einzige, wonach du dich sehnst, ist ein Moment der absoluten Ruhe, in dem alle Anspannung von dir abfällt. Genau das bietet dir Savasana,
die sogenannte "Totenhaltung" – der krönende Abschluss jeder Yogapraxis und eine Oase der tiefsten Entspannung.
Was ist Savasana und warum ist es so besonders?
Savasana, auch bekannt als Shavasana, kommt aus dem Sanskrit, wo "Shava" "Leiche" oder "Körper" und "Asana" "Haltung" bedeutet. Es ist
also die "Totenhaltung" oder "Leichenhaltung". Dieser Name mag zunächst ungewöhnlich klingen, doch er beschreibt perfekt den Zustand der
vollständigen Hingabe und Ruhe, den du in dieser Pose erreichen sollst: Du liegst regungslos da, als ob der Körper schläft, während der
Geist wach und aufmerksam bleibt.
Bereits in alten Yogaschriften, wie der Hatha Yoga Pradipika aus dem 15. Jahrhundert, wird Savasana erwähnt. Dort heißt es, dass es
Müdigkeit beseitigt und den Geist beruhigt. Im Gegensatz zu den meisten anderen Asanas, die aktiv ausgeführt werden, geht es bei Savasana
darum, jegliche körperliche und geistige Anspannung loszulassen und dich ganz der Schwerkraft hinzugeben. Es ist der essenzielle Moment,
in dem dein Körper die Vorteile der vorhergehenden Yogapraxis aufnehmen und integrieren kann. Ohne Savasana wäre deine Yogastunde nicht
vollständig.
Expertentipp
Viele unterschätzen Savasana oder versuchen, es abzukürzen. Doch genau in dieser scheinbar passiven Haltung findet die
tiefste Arbeit statt. Betrachte Savasana als die "Königsdisziplin" der Entspannung, bei der du lernst, wirklich loszulassen und präsent
zu sein, ohne etwas tun zu müssen.
Die Bedeutung hinter dem Namen
Der Name "Totenhaltung" mag makaber klingen, hat aber eine tiefe philosophische Bedeutung. Es geht nicht darum, sich dem Tod hinzugeben,
sondern die "kleine Sterblichkeit" des Egos zu erfahren, alte Muster loszulassen und Raum für Erneuerung zu schaffen. Du "stirbst"
symbolisch für die Pflichten und Sorgen des Alltags, um mit neuem Leben erfüllt zu werden. Stell dir vor, du legst alle Lasten ab, die du
mit dir herumträgst, und erlaubst dir, für einen Moment "tot" für die Außenwelt zu sein, um dich ganz auf dein Inneres zu konzentrieren.
Die vielfältigen Vorteile von Savasana
Savasana ist weit mehr als nur auf dem Rücken liegen. Es ist eine bewusste Praxis, die Körper und Geist auf einzigartige Weise beruhigt
und stärkt. Hier sind die wichtigsten Vorteile, die du erleben kannst:
- Tiefe körperliche Entspannung: Dein
gesamter Körper kann sich erholen, Muskelverspannungen lösen sich. Stell dir vor, wie du nach einer anstrengenden Einheit jede Zelle
deines Körpers in den Boden sinken lässt.
- Beruhigung des Nervensystems: Savasana
aktiviert das parasympathische Nervensystem, das für "Ruhe und Verdauung" zuständig ist. Dies reduziert den "Kampf- oder Flucht"-Modus
und fördert einen Zustand tiefer Ruhe.
- Stressabbau und Stimmungsverbesserung:
Die Praxis hilft, Stresshormone abzubauen, Ängste zu lindern und die Stimmung zu heben. Ein paar Minuten Savasana können Wunder wirken,
wenn der Kopf schwirrt.
- Integration der Yogapraxis: Savasana
ermöglicht es deinem Körper, die positiven Effekte der vorhergehenden Asanas vollständig zu assimilieren und zu verinnerlichen. Es ist
wie die Speicherfunktion nach dem Bearbeiten eines wichtigen Dokuments.
- Verbesserung des Schlafs: Regelmäßiges
Savasana kann helfen, Schlafstörungen zu reduzieren und die Schlafqualität zu verbessern. Wenn du abends schwer zur Ruhe kommst, kann
diese Haltung eine Brücke zur Erholung sein.
- Senkung von Blutdruck und Herzfrequenz:
Durch die tiefe Entspannung werden Herzfrequenz und Blutdruck gesenkt, was sich positiv auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit auswirkt.
- Förderung der Achtsamkeit und
Konzentration: Indem du lernst, im Stillstand präsent zu sein und Gedanken zu beobachten, stärkst du deine Fähigkeit zur
Achtsamkeit und geistigen Klarheit.
Nachhaltigkeit: Für dein Savasana kannst du eine Yogamatte aus umweltfreundlichen
Materialien wie Naturkautschuk oder Kork nutzen. Diese bieten nicht nur Komfort, sondern schonen auch die Umwelt und unterstützen einen
bewussten Lebensstil.
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So praktizierst du Savasana korrekt: Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung
Die scheinbar einfachste Pose kann die schwierigste sein, denn wahre Entspannung erfordert Übung. Hier erfährst du, wie du Savasana
optimal ausführst und das Beste aus dieser regenerativen Zeit herausholst.
1. Die Vorbereitung – Dein Nest der Ruhe
- Wähle den richtigen Ort: Finde
einen ruhigen, ungestörten Ort, wo du für mindestens 5-15 Minuten ungestört sein kannst.
- Schaffe Komfort: Lege dich auf
eine bequeme Yogamatte. Wenn du zu Rückenschmerzen neigst, platziere eine gerollte Decke oder ein Kissen unter deinen Knien, um den
unteren Rücken zu entlasten. Ein kleines, dünnes Kissen unter dem Nacken kann ebenfalls angenehm sein, um die natürliche Krümmung der
Halswirbelsäule zu unterstützen.
- Dunkelheit und Wärme: Ein Augenkissen kann
helfen, visuelle Reize auszublenden und die Augenmuskulatur zu entspannen. Decke dich bei Bedarf mit einer leichten Decke zu, damit dein
Körper nicht auskühlt. Wärme fördert die Entspannung.
- Geräusche minimieren: Stelle sicher,
dass äußere Ablenkungen wie Handys ausgeschaltet sind. Manchmal hilft leise, beruhigende Musik oder binaurale Beats, um den Geist zur
Ruhe zu bringen.
2. Die Haltung – Hingabe an die Erde
- Die Grundposition: Lege dich
flach auf den Rücken. Deine Beine sind etwa mattenbreit auseinander, die Füße fallen locker nach außen.
- Arme und Hände: Lege die Arme
leicht vom Körper entfernt ab (etwa 30-45 Grad), die Handflächen zeigen nach oben. Dies öffnet den Brustkorb und symbolisiert
Empfangsbereitschaft.
- Kopf und Nacken: Schiebe den
Hinterkopf sanft vom Nacken weg, um Länge in der Wirbelsäule zu schaffen. Dein Kinn ist leicht zur Brust geneigt. Achte auf eine
neutrale und symmetrische Kopfposition.
- Loslassen: Beginne, deinen Körper
bewusst von den Zehenspitzen bis zum Scheitel zu scannen. Spüre, wie jeder Muskel, jedes Gelenk, jede Zelle in den Boden sinkt.
Entspanne besonders Kiefer, Zunge, Stirn und die Augenlider.
- Atem: Lasse deinen Atem ganz natürlich
fließen, ohne ihn zu kontrollieren. Beobachte, wie Bauch und Brust sich sanft heben und senken. Wenn Gedanken aufkommen, nimm sie wahr
und lasse sie wie Wolken am Himmel vorbeiziehen, ohne dich an sie zu klammern.
3. Die Dauer und das sanfte Erwachen
Die empfohlene Dauer für Savasana liegt zwischen 5 und 15 Minuten, kann aber auch länger sein, je nach Länge und Intensität deiner
Yogapraxis. Wichtig ist, dass du dir genügend Zeit gibst, um die tiefe Entspannung zu erreichen und zu genießen.
Wenn es Zeit ist, aus der Pose zu kommen, tu dies achtsam und langsam. Beginne damit, deine Finger und Zehen sanft zu bewegen. Strecke
dich dann genüsslich, als würdest du gerade aus einem tiefen Schlaf erwachen. Rolle dich langsam auf eine Seite, verweile dort für einen
Moment in der Fötusposition. Dies symbolisiert eine Art Wiedergeburt und schont gleichzeitig den Kreislauf. Drücke dich dann mit den
Händen langsam in eine bequeme Sitzposition hoch, wobei der Kopf als Letztes folgt.
Häufige Fehler vermeiden und die Praxis vertiefen
Obwohl Savasana einfach aussieht, gibt es ein paar Dinge, die deine Entspannung stören können:
- Ablenkung durch Gedanken: Es ist normal,
dass Gedanken kommen und gehen. Versuche nicht, sie zu unterdrücken, sondern beobachte sie ohne Bewertung und lasse sie dann los. Kehre
immer wieder sanft zum Atem zurück.
- Einschlafen: Savasana ist keine
Schlafposition, sondern ein Zustand zwischen Wachen und Schlafen – eine bewusste Entspannung. Wenn du merkst, dass du wegnickst, bringe
deine Aufmerksamkeit sanft zurück zum Atem oder zu den Empfindungen deines Körpers.
- Falsche Haltung/Unbehagen: Auch die
"einfachste" Pose erfordert eine korrekte Ausrichtung, um sich vollkommen entspannen zu können. Nimm dir Zeit, dich wirklich bequem
einzurichten, nutze Hilfsmittel wie Decken und Kissen. Jede Ablenkung durch Unbehagen verhindert tiefe Entspannung.
- Ungeduld: Das Loslassen braucht Zeit. Sei
geduldig mit dir und deiner Praxis. Die Vorteile stellen sich oft erst nach einigen Minuten ein.
- Vertiefung durch Body Scan: Gehe
bewusst durch deinen Körper, von Kopf bis Fuß, und spüre, wo du noch Spannung hältst. Löse diese Spannung aktiv, indem du den Bereich
kurz anspannst und dann bewusst loslässt.
- Fokus auf den Atem: Nutze deinen
Atem als Anker. Spüre, wie jeder Ausatem dich tiefer in die Matte sinken lässt und wie mit jedem Einatem neue Energie in dich strömt.
- Symmetrie: Achte darauf, dass dein
Körper möglichst symmetrisch liegt. Dies unterstützt das Nervensystem bei der Beruhigung. Überprüfe, ob deine Fersen gleichmäßig
aufliegen und dein Kopf mittig liegt.
Savasana ist deine persönliche Auszeit, dein Moment des Neubeginns. Indem du dieser Haltung die Aufmerksamkeit schenkst, die sie
verdient, öffnest du dich für tiefgreifende körperliche und geistige Vorteile, die weit über die Yogamatte hinausreichen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Was bedeutet Savasana?
Savasana, auch Shavasana geschrieben, ist ein Sanskrit-Begriff. "Shava" bedeutet "Leiche" oder "Körper",
und "Asana" steht für "Haltung" oder "Pose". Es wird daher oft als "Totenhaltung" übersetzt. Der Name symbolisiert das vollständige
Loslassen und die Hingabe an die Ruhe, ähnlich wie ein lebloser Körper, während der Geist wach und präsent bleibt.
Wie lange sollte man Savasana halten?
Die empfohlene Dauer für Savasana liegt in der Regel zwischen 5 und 15 Minuten. Bei intensiveren oder
längeren Yogapraktiken kann es auch bis zu 20 oder 30 Minuten dauern, um die vollen Vorteile der Integration und Regeneration zu
ermöglichen. Für eine kürzere Yogaeinheit sind 5 Minuten oft ausreichend, aber generell gilt: Je länger, desto tiefer kann die
Entspannung wirken.
Was, wenn ich in Savasana nicht still liegen kann oder meine Gedanken mich ablenken?
Das ist eine sehr häufige Erfahrung und völlig normal. Savasana ist oft die schwierigste Pose, weil es
darum geht, den Geist zur Ruhe zu bringen. Versuche nicht, deine Gedanken zu unterdrücken. Nimm sie stattdessen wahr, ohne sie zu
bewerten, und lasse sie wie Wolken am Himmel vorbeiziehen. Kehre deine Aufmerksamkeit sanft immer wieder zu deinem Atem zurück oder
konzentriere dich auf einen Body Scan, bei dem du deinen Körper von Kopf bis Fuß gedanklich durchgehst und bewusst alle Spannungen löst.
Mit regelmäßiger Übung wird es dir leichter fallen, in die Stille zu finden.
Kann ich Savasana auch ohne vorherige Yogapraxis üben?
Ja, absolut! Obwohl Savasana traditionell der Abschluss einer Yogapraxis ist, kannst du es jederzeit als
eigenständige Entspannungstechnik nutzen. Es ist eine hervorragende Möglichkeit, Stress abzubauen, zur Ruhe zu kommen und dem Körper
eine mentale Pause zu gönnen, besonders nach einem anstrengenden Tag oder wenn du Schlafprobleme hast. Achte einfach auf eine bequeme
und ungestörte Umgebung, wie in der Anleitung beschrieben.
Ist Savasana dasselbe wie Schlaf?
Nein, Savasana ist keine Schlafhaltung, obwohl es zu tiefer Entspannung führen und die Schlafqualität
verbessern kann. Der Unterschied liegt im Zustand des Geistes: Beim Schlaf verlierst du das Bewusstsein, während du in Savasana bewusst
wach und aufmerksam bleibst, auch wenn dein Körper tief entspannt ist. Es ist ein Zustand zwischen Wachheit und Schlaf, in dem dein
Nervensystem zur Ruhe kommt und du innere Klarheit findest, ohne wegzudriften.